KleinerGrünauer

Hotel garni

Zur Geschichte des Gebäudekomplexes Wenkenstraße 1-5

Infolge der überaus positiven Entwicklung des Bades erlebte Salzuflen seit der Jahrhundertwende einen gewaltigen Aufschwung, der u.a. dazu führte, dass sich das Gesicht der Salzestadt gravierend veränderte. Aus einem eher verschlafenen Ort, in dem vor den Fachwerkhäusern die Misthaufen lagen und das Federvieh die kaum befestigten Straßen bevölkerte, wurde binnen weniger Jahre ein mondäner Kurort, der an einigen Ecken sogar "großstädtische" Züge aufwies. Insbesondere in den Hauptstraßen wich die alte, zumeist aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Bausubstanz modernen Wohn-und Geschäftshäusern. Ein gutes Beispiel für diesen Wandel ist das dreigeschossige Gebäude Wenkenstraße 1, das im Jahre 1911 am Schnittpunkt von Steege, Wenkenstraße und Am Markt im Auftrag des Fleischermeisters Viktor Kutschera (1872-1935) anstelle mehrerer Fachwerkhäuser (Wenkenstraße 1, 1a und 3) entstand.   

Das dem späten Historismus zuzuordnende Bauwerk wird an den beiden weitgehend einheitlich gestalteten Schauseiten von zwei hohen Giebelaufbauten dominiert. Die Gebäudeecke mit ihrem zweigeschossigen Runderker nimmt indes Bezug auf die benachbarten, kurz zuvor entstandenen Gebäude: das Sparkassengebäude (Am Markt 5) und das Geschäftshaus Uekermann (Am Markt 16). Die Hauptfassaden hingegen sind geprägt durch vielfältige Motive aus dem Barock und dem Jugendstil. Mit der Ausfertigung des Entwurfs für dieses Gebäude an exponierter Stelle hatte der Bauherr den ortansässigen Architekten Rudolf Günther (1880-1941) beauftragt. Dieser sollte in den kommenden Jahren aufgrund seiner qualitätsvollen Entwürfe zum führenden Architekten Bad Salzuflens avancieren, dessen Werke uns überall in der Innenstadt begegnen, wie z.B. Am Herforder Tor 7/9, Parkstraße 16, Parkstraße 36/38.

Etwa ein Jahr nach der Fertigstellung des heutigen Baudenkmals Wenkenstraße 1 ließ auch der Nachbar zur Rechten, der Schlachtermeister Salomon Silberbach (1851-1939), sein Fachwerkhaus (Wenkenstraße 5) abbrechen und durch einen Neubau ersetzen. Der wiederum als Wohn-und Geschäftshaus konzipierte Bau, der Anfang 1913 vollendet wurde, passte sich in idealer Weise dem Kutschera`schen Haus an, was nicht verwunderlich ist, da der Entwurf ebenfalls von Rudolf Günther stammte.

Zum 1. Januar 1920 eröffnete der Kaufmann Max Kornberg (1889-1943) im Haus seines Schwiegervaters ein Tabakwarengeschäft, das ab 1932 von seiner zweiten Frau, Selma, geb. Nathan (1886-1942), geführt wurde, er selbst arbeitete als Handelsvertreter. Während des Novemberpogroms 1938 wurde Max Kornberg gemeinsam mit sechs weiteren Juden aus Bad Salzuflen und Schötmar verhaftet und für vier Wochen im KZ Buchenwald interniert. Im Januar 1939 konnte der Sohn aus erster Ehe, Hans-Leo (Jg. 1928), mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht werden.

Bereits im September 1938 war das Tabakwarengeschäft auf Druck der NS-Machthaber geschlossen, das Haus Ende November 1938 verkauft worden. Die zwangsweise Umsiedlung der Eheleute Kornberg in das zum "Judenhaus" erklärte Haus Lange Straße 41 hat Salomon Silberbach nicht mehr erleben müssen: Er verstarb Ende März 1939 im Jüdischen Krankenhaus in Köln. Max und Selma Kornberg wurden am 31. März 1942 von Bielefeld aus in das Warschauer Ghetto deportiert. Selma Kornberg ist von dort in das Vernichtungslager Treblinka gebracht worden, wo sich ihre Spur verliert. Ihr Ehemann wurde vermutlich am 3. November 1943 im Zwangsarbeitslager Trawniki (bei Lublin) erschossen.

Während im Haus Wenkenstraße 1 noch viele weitere Jahrzehnte eine Schlachterei bestand, sah das Nachbarhaus verschiedene Geschäftszweige. Heute befindet sich der Gebäudekomplex Wenkenstraße 1-5 im Besitz der Ursula + Alfred Kleiner-Stiftung, die 2008 das Café KleinerGrünauer einrichtete, das 2012 um ein Hotel erweitert wurde. Nach gründlicher Renovierung der einzelnen Gebäudeteile wird die markante Eckbebauung auch künftig beredtes Zeugnis von der wechselvollen Geschichte Bad Salzuflens ablegen.                           

Dr. Stefan Wiesekopsieker, Bad Salzuflen

 


 

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